Das ABC der Muttersprache

Dolmetscher-Buchstaben

Die Ausbildung zum Konferenzdolmetscher beginnt mit der Prüfung der Sprachkompetenz. Nicht in einer Fremdsprache, sondern in der Muttersprache.

Dolmetscher sind in mehreren Sprachen zu Hause. Sie übertragen gesprochene Sprache: ausgefeilte Reden, hochkonzentrierte Presse-Statements, wissenschaftliche Vorträge – auf internationalen Konferenzen, bei Verhandlungen, live im TV. Konferenzdolmetscher arbeiten meist parallel zum gesprochenen Wort mit nur geringfügiger Zeitversetzung.

Das ABC der Arbeitssprachen

Die Mitglieder des Internationalen Konferenzdolmetscherverbands AIIC dolmetschen weltweit in über 50 verschiedenen Sprachen. Sprachbeherrschung ist die zentrale Grundlage dieses Berufs, und so formuliert die AIIC sehr strenge Kriterien für die Klassifizierung der Arbeitssprachen. A: die eigene Muttersprache; B: Fremdsprachen, die der Dolmetscher auf muttersprachlichem Niveau spricht und versteht und in die er in jeder Richtung dolmetschen kann; C: Fremdsprachen, die der Dolmetscher perfekt versteht und aus der er in seine Muttersprache dolmetscht.

Entgegen der weit verbreiteten Vorstellung, dass Dolmetscher vor allem „viele Sprachen können“, ist die hundertprozentige Beherrschung der Muttersprache die Grundlage des Berufs. „Nur wer alle Nuancen, Ausprägungen, Assoziationen, Ebenen und kulturellen Elemente einer Sprache kennt, kann in dieser Sprache ein Regierungschef, ein Aufsichtsratsvorsitzender, ein Filmemacher oder ein Solartechnikexperte sein oder diese verstehen. Und genau das ist, was professionelle Konferenzdolmetscher tun“, erklärt Christa Gzil, Vorsitzende der AIIC Region Deutschland.

Aus diesem Grund konzentrieren sich auch die Aufnahmeprüfungen der Ausbildungsinstitute für Dolmetscher auf das Testen der muttersprachlichen Kenntnisse. Selbst die Diskussion, ob es nun das bessere Ergebnis liefert, aus der Muttersprache in die Fremdsprache zu dolmetschen oder umgekehrt, bezieht sich letztlich auf die Muttersprache: je nach Standpunkt lautet das Argument, dass man nur seine Muttersprache in jeder Hinsicht versteht – oder sich nur darin uneingeschränkt flexibel ausdrücken kann.

Auch wenn diese Diskussion bis dato kontrovers verläuft, ist eine andere Tatsache gesichert. Dolmetscher ermöglichen es anderen, sich in der von ihnen am besten beherrschten Sprache auszudrücken oder das Geschehen in dieser Sprache zu verfolgen und sorgen so dafür, dass man, wie es Hans-Dietrich Genscher einmal ausdrückte, „in seiner Muttersprache das sagt, was man sagen will, und nicht nur das, was man sagen kann.“

Fachdolmetscher bei AIIC Deutschland
Ignacio Hermo ist seit 2011 AIIC-Mitglied und besitzt hohe Kompetenzen im Simultan- und Konsekutivdolmetschen. Als professioneller Übersetzer und Fachdolmetscher für Technik ist er auf die Sprachen Spanisch, Englisch und Deutsch spezialisiert. Ignacio unterstützt außerdem Medienprojekte als Werbe- und Synchronsprecher.
Ignacio Hermo
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