Neue DIN-Normen rund um das Konferenzdolmetschen

DIN für Dolmetscher

DIN 2347, DIN EN ISO 4043, DIN EN ISO 20109

Im März 2017 hat DIN Deutsches Institut für Normung e. V. vier neue Normen rund um das Konferenzdolmetschen (Lautsprache und Gebärdensprachendolmetschen) herausgegeben. Die neue DIN 2347, Übersetzungs- und Dolmetschdienstleistungen – Dolmetschdienstleistungen – Konferenzdolmetschen, richtet sich an professionelle Konferenzdolmetscher und thematisiert Qualifikationen und Arbeitsabläufe. Die Aktualisierung der beiden Normen für ortsfeste und transportable Dolmetscherkabinen (DIN EN ISO 2603, Simultandolmetschen – Ortsfeste Kabinen – Anforderungen, und DIN EN ISO 4043, Simultandolmetschen – Mobile Kabinen – Anforderungen), insbesondere aber auch die neu entwickelte Norm für die technische Ausrüstung der Dolmetscherkabinen für das Simultandolmetschen (DIN EN ISO 20109, Simultandolmetschen – Ausstattung – Anforderungen) richten sich in erster Linie an Hersteller von Dolmetscherkabinen, Verleiher von Veranstaltungstechnik, Eventagenturen und Architekten von Veranstaltungsräumen. Vertreter der AIIC-Region Deutschland haben maßgeblich an der Erarbeitung bzw. Aktualisierung der drei Normen mitgewirkt.

Konferenzdolmetscherin in der “Kabine”. Foto: stephan-roehl.de via Heinrich-Böll-Stiftung

Die erste Norm für das Konferenzdolmetschen: DIN 2347

Die DIN 2347 ist auch im internationalen Rahmen die erste Norm für das Konferenzdolmetschen. Die DIN-Norm wurde vom Arbeitsausschuss „Übersetzungs- und Dolmetschdienstleistungen“ im DIN-Normenausschuss Terminologie (NAT) erarbeitet. Die AIIC Region Deutschland hat die Entwicklung der DIN 2347 in den letzten Jahren mit mehreren Mitgliedern im Ausschuss begleitet. Die in der DIN 2347 festgelegten Kriterien reichen von den Anforderungen an die sprachliche Kompetenz und Ausbildung von Konferenzdolmetschern bis zu aktuellen Themen wie Datenschutz und verantwortlichem Umgang mit sensiblen Inhalten. Die Arbeitsabläufe bei der Vor- und Nachbereitung eines Dolmetscheinsatzes werden ebenfalls berücksichtigt.

Überarbeitete und neue Normen zu Dolmetscherkabinen und -technik

Die Überarbeitung der beinahe 20 Jahre alten Normen für Dolmetscherkabinen legt besonderes Augenmerk auf architektonische, schalldämmende und funktionale Vorgaben und spezifiziert nunmehr gesondert die Anforderungen an deren technische Ausrüstung. An Hand des neu konzipierten Sets aus vier technischen Normen können Architekten, Planer und Akustikbauer die verbesserten Dolmetscherkabinen der nächsten Generation entwerfen. Mitglieder der AIIC-Region Deutschland brachten in der Expertengruppe ISO/TC 37/SC 5/WG 3 („Facilities and equipment for interpreting services“) ihren Erfahrungsschatz aus vielfältigen Einsatzsituationen und ihr Fachwissen ein.

Ortsfeste Dolmetscherkabinen (ISO 2603:2016 bzw. DIN EN ISO 2603)

Bei fest eingebauten Kabinen adressieren die Neuerungen beispielsweise die bessere Sicht der Dolmetscher auf die Redner, die Bühne und die gezeigten Präsentationen sowie die Versorgung mit Internetanschluss (WLAN) und ausreichenden Ladepunkten für Laptop, Tablet etc.
Transportable Dolmetscherkabinen (ISO 4043:2016 bzw. DIN EN ISO 4043)
Die neue Norm richtet sich an Hersteller von Dolmetscherkabinen sowie an Verleiher von Dolmetschtechnik und deren Kunden, z. B. Tagungsveranstalter und Event-Agenturen. Die novellierte Fassung bringt eine Verbesserung der Arbeitsplatzqualität mit sich und stellt sicher, dass Ansprüche an Qualität und Exzellenz der Verdolmetschung in Zukunft noch besser erfüllt werden können. Im Detail bedeutet das eine sehr gute Luftqualität und sehr gute akustische Bedingungen in den Kabinen durch CO2-Messsensoren, leisere Lüfter und eine verbesserte Schallisolation zu anderen Kabinen und zum Veranstaltungsraum.

Technische Ausstattung für das Simultandolmetschen (ISO 20109 bzw. DIN EN ISO 20109)

Diese neu erarbeitete Norm macht Vorgaben für die Technik, die in Dolmetscherkabinen und bei Dolmetschanlagen eingesetzt wird (z. B. Dolmetscherkonsolen, Mikrofone und Kopfhörer) und stellt damit eine der wesentlichen Grundlagen für die Sicherstellung der Qualität der erbrachten Leistungen als auch den Arbeitsschutz für Simultandolmetscher dar. Neben Verbesserungen im Bereich der Anforderungen an Mikrofone sowie das Mikrofonmanagement, die Schaltcharakteristik von Toneingangs- und Ausgangssignalen, die Sprachverständlichkeit sowie Bildqualität, Bildprojektion und Lippensynchronität, wurden im Zuge der Novellierung auch Neuerungen und Verbesserungen u. a. in Bezug auf die Charakteristik von Videobildschirmen und deren Bildqualität sowie die Möglichkeit der Auswahl der angebotenen Videosignale durch die Dolmetscher, die technische Betreuung der Dolmetschanlage, die barrierefreie Gestaltung der Dolmetschpulte sowie den Gehörschutz und die Bestuhlung durchgeführt. Neu ist auch eine jetzt vorgeschriebene Anzeige in der Dolmetschkonsole, die darauf hinweist, wenn der Dolmetschton übertragen (TV, Radio, Webstreaming, Videokonferenz) oder ganz allgemein für eine spätere Zweit- oder Drittverwertung aufgezeichnet wird.

Qualität von Audio- und Videoeingangssignalen für das Simultandolmetschen (ISO/ DIS 20108)

Diese Norm definiert die elementaren Parameter für die Qualität von Audio- und Videoeingangssignalen für das Simultandolmetschen und enthält erstmals auch Anforderungen für das Simultandolmetschen in Settings, in denen Dolmetscher, Publikum und Redner nicht alle im selben Raum anwesend sind (Distance Interpreting/Remote Interpreting). Mit dem Erscheinen der Endfassung dieser Norm ist im Oktober 2017 zu rechnen.