Pressemitteilung der AIIC Region Deutschland zum Tag der Europäischen Sprachen (26.09.2016)
Berlin / Herten, 21.09.2016
Europas sprachliche Vielfalt wächst: in den 28 Mitgliedsländern der EU leben etwa 510 Millionen Menschen, darunter 19,8 Millionen Menschen aus Nicht-Mitgliedsstaaten. Im Gepäck sind Weltsprachen wie Englisch und Spanisch, aber auch Arabisch, Hindi, Chinesisch – die drei in Europa am weitesten verbreiteten außereuropäischen Sprachen. Für professionelle Sprachmittler ergeben sich somit neue Aufgaben.
Zwischen 2012 und 2015 stellten 2,7 Millionen Menschen in der EU einen Asylantrag, Ende 2015 lebten mehr als 950.000 Männer, Frauen und Kinder als Flüchtlinge in Deutschland. Eritrea, Nigeria, Somalia, Afghanistan, Pakistan, Iran, Irak, Syrien zählten in den vergangenen Jahren zu den häufigsten Herkunftsländern – und damit neue Sprachen in bisher ungekanntem Bedarf zu den neuen Aufgaben der Sprachmittler. So zählt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 472 verschiedene Sprachen und Dialekte, darunter mit einem besonders schwer zu deckenden Bedarf Arabisch, Kurdisch, Persisch (Dari/Farsi) Paschtu und Tigrinya für Menschen aus Eritrea.
„Die Muttersprachen der Asylsuchenden und Flüchtlinge reichen von lokalen Afrikanischen Sprachen über unterschiedliche Dialekte des Arabischen bis zu in Zentralasien vorherrschenden Sprachen wie Farsi, Dari und Paschtu. Weil nur wenige professionelle Dolmetscher für diese Sprachen in Deutschland auf dem Markt sind, ist die Qualität der Sprachmittlung auch bei wichtigen Ämtergängen und rechtsverbindlichen Verfahren nicht durch eine entsprechende Ausbildung oder Qualifikation der eingesetzten Sprachmittler garantiert,“ so Prof. Dr. Christiane Driesen, Vorsitzende des AIIC Committee for Court and Legal Interpreting.
Europa ist seit jeher vielsprachig. Allein die 510 Millionen Einwohner der 28 EU-Staaten verständigen sich in über 200 unterschiedlichen europäischen Sprachen, die meist aus den drei großen Sprachfamilien Germanisch, Slawisch und Romanisch stammen. Die Institutionen der EU veröffentlichen in 24 Amtssprachen, darunter die drei Arbeitssprachen der EU, Deutsch, Englisch und Französisch. Für die Institutionen der EU arbeiten ausschließlich professionelle Konferenzdolmetscher mit einem anerkannten Studienabschluss.
„Der Sprachendienst der Europäischen Union liefert konstant herausragende Qualität, die Grundlagen sind auch die etablierten europäischen Ausbildungs-stätten für professionelle Konferenzdolmetscher. Der neue Bedarf an Sprachmittlern für außereuropäische Sprachen ist eine große Herausforderung, der mit Sorgfalt begegnet werden muss: Die Ausbildung zum Konferenz-dolmetscher dauert mehrere Jahre. Um aber kurz- bis mittelfristig die Qualität der Verständigung in Behörden und Ämtern besser sicherstellen zu können, plädiert die AIIC für eine Qualifizierungsoffensive für in Asylverfahren eingesetzte Sprachmittler und für die Einhaltung notwendiger sprachlicher Mindeststandards“, so Christa Gzil, Vorstand der AIIC Region Deutschland.
Auf lokaler und regionaler Ebene engagieren sich Konferenzdolmetscher und Konferenzdolmetscherinnen der AIIC bereits seit 2015, um Laien mit gesuchten Sprachkenntnissen ein grundlegendes Verständnis zur Verantwortung eines Dolmetschers und der Ansprüche an die Tätigkeit zu vermitteln. Vorbilder sind unter anderem die seitens des Hochkommissars für Flüchtlinge UNHCR entwickelten Ansprüche und Unterlagen für das Dolmetschen in Asylverfahren.
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