Interview mit der Dolmetscherin Mélanie Quesson, AIIC-Nachwuchspreisträgerin 2015

Dolmetscherinnen vor dem Auswärtigen Amt Berlin
Mélanie Quesson, MA Konferenzdolmetschen Englisch, Französisch, Deutsch, AIIC-Nachwuchspreisträgerin 2015 (Mitte), bei einem Termin mit Annelie Hohner, Leiterin des Dolmetschdienstes (links), und Simone Hess, Dolmetscherin (AIIC), im Auswärtigen Amt (Berlin) (Bild: AIIC)
Frau Quesson, im November 2015 hat die AIIC Region Deutschland Sie nach Ihrem Master-Abschluss in Konferenzdolmetschen am Institut für Übersetzen und Dolmetschen der Universität Heidelberg mit dem „AIIC-Nachwuchspreis 2015“ ausgezeichnet. Sie arbeiten nun ein Jahr als Konferenzdolmetscherin. Wenn Sie ein erstes Fazit ziehen, entspricht Ihre Tätigkeit als Freiberuflerin Ihren Vorstellungen während des Studiums?

Das IÜD hat uns Absolventen sehr gut auf das Berufsleben vorbereitet. Und dann hat mir der AIIC-Nachwuchspreis sofort Türen geöffnet. Konferenzdolmetscher arbeiten im Team, z. B. zu zweit, in der Dolmetschkabine. Jeder Berufsanfänger ist daher gut beraten, sich aktiv ein Netzwerk professioneller Dolmetsch-Kollegen aufzubauen. Der Preis hat mir dabei sehr geholfen: Die AIIC hat mir Besuche bei den Sprachendiensten des Bundestags und des Auswärtigen Amtes in Berlin, des Europäischen Parlaments in Brüssel und beim Europäischen Patentamt in München ermöglicht. Da habe ich die Arbeitsweise der festangestellten Dolmetscher in den Sprachendiensten großer internationaler Institutionen kennengelernt.

Welche der Institutionen war besonders interessant für Sie?

Jeder der Termine mit den Sprachendiensten war auf seine Art sehr bereichernd, da jede Institution spezifische Rahmenbedingungen, Sprachanforderungen und Inhalte hat. Der Besuch beim Europäischen Patentamt hat mir aber besonders viel Freude bereitet. Zum einen, weil ich an einer Sitzung in einer „stummen Kabine“ teilnehmen und einen genaueren Eindruck der Arbeit beim Patentamt bekommen konnte. Zum anderen, weil mir das Thema Technik durch mein Umfeld vertraut ist.

Zum AIIC-Nachwuchspreis zählt die Finanzierung von Fortbildungen. Welche haben Sie für sich ausgesucht?

Ich habe eine Fortbildung zum Thema Marketing besucht. Als Berufsanfänger unterschätzt man zunächst den Aufwand für das Marketing. Wie man alles unter einen Hut bekommt und sich effizient und zielgerichtet für Kunden präsentiert, ist sehr wichtig. Vor allem Kunden vermitteln zu können, dass professionelle Dolmetscher immer einen positiven Beitrag zur Qualität jeder Veranstaltung, Diskussion oder Verhandlung mit internationalen Teilnehmern leisten. Das ist auch das Schöne an unserem Beruf.

Am 06.11.2016 wird in Hamburg der oder die AIIC-Nachwuchspreisträgerin 2016 bekanntgegeben. Was würden Sie ihm oder ihr mit auf den Weg geben?

Auf jeden Fall die Chance zu nutzen, aktiv auf die AIIC-Mitglieder zuzugehen. Die Kollegen waren alle sehr offen und hilfsbereit!