Interview mit Roland Schmieger, Leiter des Dolmetschdienstes im Auswärtigen Amt

Roland Schmieger, Leiter des Dolmetschdienstes im Auswärtigen Amt in Berlin
Roland Schmieger, Leiter des Dolmetschdienstes im Auswärtigen Amt in Berlin

Teil 1

Die PR-Referentinnen der AIIC Deutschland haben neben ihren zahlreichen PR-Aufgaben für dieses Jahr ein neues Projekt auf ihre Agenda gesetzt. Es sollen diverse ‚Persönlichkeiten‘ interviewt werden, die direkt oder indirekt in Themen unseres Berufes eingebunden bzw. diesen gegenüber besonders exponiert sind. Der Reigen der Gespräche wird von Herrn Roland Schmieger, Leiter des Dolmetschdienstes im Auswärtigen Amt in Berlin, eröffnet. Herr Schmieger hat den PR-Referentinnen nicht nur seine kostbare Zeit gewidmet, sondern sie auch noch mit einem äußerst herzlichen, aufschlussreichen und humorvollen Gespräch erfreut. Wir sind ihm dafür sehr dankbar!

AIIC: Herzlichen Dank, Herr Schmieger, dass Sie sich heute Zeit für uns nehmen! Möchten Sie sich kurz vorstellen und uns verraten, wie Sie Leiter des Dolmetschdienstes im Auswärtigen Amt geworden sind?

R. Schmieger: Eigentlich bin ich gebürtiger Berliner, das glaubt mir hier in Berlin aber keiner. Ich bin seit meinem 6. Lebensjahr in Bayern, bei München aufgewachsen – das glaubt mir jeder. Dort habe ich mein Studium der Slawistik mit Schwerpunkt Serbokroatisch und Makedonisch begonnen. Später bin ich dann nach Wien gegangen, wo historisch bedingt die „Südslawische Flanke“ besser abgedeckt ist als in Deutschland. Während des Studiums in Wien war ich dann noch ein Jahr im Austausch in Skopje. In Wien habe ich mein Philologiestudium abgeschlossen. Praktische Dolmetsch- oder Übersetzungskenntnisse habe ich also im Studium nicht erworben. Ich habe mich dann initiativ beim Auswärtigen Amt beworben. Es war reiner Zufall: Genau zu dem Zeitpunkt suchte man einen neuen Dolmetscher für Bulgarisch, weil die Stelle an der Botschaft Sofia nachzubesetzen war. Der Kollege, der gerade dort war, scharrte schon mit den Hufen und wollte abgelöst werden. Und Bulgarisch als Hauptfach gab es im deutschen Sprachraum nicht, man musste also mit mir als Nebenfächler vorliebnehmen.

AIIC: Sie haben dann direkt dort bei der Botschaft angefangen?

R.S.: Fast. Ich habe Anfang 92 beim AA angefangen, beim Sprachendienst, und habe zunächst einen Intensivkurs in Notizentechnik bekommen. Wir haben generell hier eine regelmäßige Ausbildung in Dolmetschtechniken, überwiegend für die Mitarbeiter unserer Auslandsvertretungen, aber auch zur Ausbildung von Dolmetschern für die Zentrale des AA in seltenen Sprachen, in Form von aufeinander aufbauenden Konsekutivdolmetschen für Anfänger und Fortgeschrittene und dann noch einem Simultankurs.

AIIC: Das hört sich gut an, und wer macht das, darf man das fragen?

R.S.: Teilweise haben wir das selber gemacht, teils übernehmen dies freiberufliche Kollegen. Im Moment ist ein freiberuflicher Dolmetschkollege hier tätig und leitet diese Kurse seit einigen Jahren mit sehr großem Erfolg. In vielen Ländern, in denen wir Auslandsvertretungen haben, finden wir keine fertigen Dolmetscher, weil dort die entsprechende Ausbildung schlichtweg nicht stattfindet. D.h. es sind in der Regel studierte Germanisten, die hervorragendes Deutsch mitbringen, aber eben die technische Seite noch nicht kennen. Für diese Kolleginnen und Kollegen haben wir ein eigenes System an sehr intensiven Crash-Kursen aufgebaut, mit dem wir doch bei sehr vielen Teilnehmern ganz enorme Leistungen hervorgebracht haben. Die können wir dann auch auf allen Ebenen einsetzen. In diesem Rahmen habe ich selbst meine dolmetschtechnische Ausbildung bekommen.

AIIC: Haben Sie denn noch Sprachen hinzunehmen müssen oder waren diejenigen, die Sie studiert haben, ausreichend?

R.S.: Nein, meine Arbeitssprachen waren von Anfang an Bulgarisch, Serbisch und Makedonisch und die habe ich beibehalten. Diese Ausbildung war – wie gesagt – Anfang 92 und im August desselben Jahres wurde ich an die Botschaft in Sofia versetzt. Da war ich dann zunächst einmal 7 Jahre am Stück. Da ging es zunächst einmal darum, Bulgarisch erst einmal richtig zu lernen. Ich war ja vorher nie in Bulgarien gewesen und musste mich sozusagen nach dem Sprung ins kalte Wasser schnell freischwimmen. So kurz nach dem Ende des Eisernen Vorhangs war es damals auch noch nicht so leicht, mit Bulgaren im außerdienstlichen Bereich in persönlichen Kontakt zu kommen, um die Sprache rasch in all ihren Nuancen zu erlernen.

AIIC: Wie muss man sich das vorstellen, hatten Sie damals vor Ort Bulgarisch Sprachunterricht? Oder Intensivkurse, oder Eins-zu-Eins Unterricht?

R.S.: Das nicht, denn: die Sprache grundsätzlich war mir aus dem Studium bekannt, nur hatte ich einfach noch nicht die Fertigkeiten, um sozusagen im täglichen Leben in allen Bereichen als Dolmetscher zu arbeiten…

AIIC: Es wurde also die praktische Anwendung erlernt.

R.S.: Genau, und das funktionierte dann so, dass ich – wie gesagt – ins kalte Wasser geworfen wurde und mich freischwimmen musste! Der Leidensdruck war groß, aber so lernt man es dann!

AIIC: Das hört sich spannend an! Und gleichzeitig waren Sie damals mitten im politischen Geschehen, oder? Zu der Zeit in Bulgarien, da müssen Sie alle Ereignisse ja hautnah mitbekommen haben…

R.S.: Ja, klar, das war die unmittelbare Nach-Wende-Zeit. Bulgarien war ja relativ spät dran mit der Wende und hat lange Zeit immer noch versucht, Reformen, die in Polen und Tschechien schon längst angestoßen waren, zu vermeiden. Man hat somit mehr oder weniger diesen ganzen Prozess von Anfang an miterlebt. Mit allen Höhen und Tiefen, die damit verbunden waren.

AIIC: Das ist sehr beeindruckend! Wenn man (als Dolmetscher) im Auswärtigen Amt arbeitet, geht es ja nicht nur um Sprachen, sondern gleichzeitig um Politik und das Weltgeschehen; das ist sicher spannend, oder?

R.S.: Es ist spannend, aber manchmal auch ein bisschen desillusionierend, wenn man dann sieht, wie Politik wirklich funktioniert. Weil man eben auch mal hinter die Kulissen guckt, Sie kennen es ja sicher auch…Aber das gehört mit dazu. Ja, das waren wie gesagt 7 Jahre zunächst in Sofia. Dann kam ich zurück in die Zentrale, die dann gerade frisch umgezogen war von Bonn nach Berlin. Ich war dann 5 Jahre hier und wurde 2004 wieder nach Sofia versetzt, für einen zweiten Aufenthalt von 6 Jahren. Und seit 2010 bin ich jetzt hier wieder im Inland, habe 2013 zunächst von meinem Vorgänger den Stellvertreterposten und dabei insbesondere das ganze Konferenzgeschäft übernommen. Es ist bei uns seit vielen Jahren üblich, dass einer der beiden stellvertretenden Leiter des Dolmetschdienstes große internationale Konferenzen ständig in der eigenen Zuständigkeit hat.

AIIC: Das heißt, Sie bekommen Anfragen und müssen organisieren und die Dolmetscher disponieren?

R.S.: Genau, Rekrutierung, Organisation, immer in enger Zusammenarbeit mit dem Protokoll und den Veranstaltern, demnach ist alles, was die Betreuung des Bereichs Dolmetschen angeht, von der Vorbereitung bis zur Durchführungsphase, in einer Hand.

AIIC: Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

R.S.: Also, damals, solange ich hier Stellvertreter war, waren das Veranstaltungen wie z.B. der G7-Gipfel, das G7-Außenministertreffen; die OSZE-Wirtschaftskonferenz, dann das informelle OSZE-Außenministertreffen in Potsdam im vergangenen Jahr – diese Dinge waren sozusagen mein täglich Brot. Anfang 2017 habe ich die frühere Leiterin des Dolmetschdienstes, Frau Annelie Hohner, beerbt, die in den Ruhestand gegangen ist. Seitdem erledige ich das kleinteilige Tagesgeschäft, also die vielen Termine, die wir oft mit einem Vorlauf von 5 Minuten angekündigt bekommen. Die müssen dann organisiert werden, da muss ich Dolmetscher finden, verpflichten, an Ort und Stelle bringen usw. Die Konferenzorganisation hat nun meine jetzige Stellvertreterin übernommen.

AIIC: Das heißt, Sie haben im Grunde genommen maßgeblich eine Koordinierungsaufgabe oder werden Sie selber auch noch direkt zum Dolmetschen eingesetzt?

R.S.: Also, für das Dolmetschen ist leider, auch zeitlich, kein Raum mehr. Man ist auch ehrlich gesagt gedanklich so auf einer anderen Schiene, dass man dann auch Schwierigkeiten hätte, sich wieder vorzubereiten und richtig schnell aktiv hineinzufinden.

AIIC: Aber wie ist das mit Ihren exotischen Sprachen? Kommen Sie da nicht doch manchmal noch zum Zuge, weil es ja nicht so einfach ist, dafür Dolmetscher zu finden, oder?

R.S.: Wir arbeiten auch mit Freiberuflern zusammen…

AIIC: Juckt es Ihnen nicht manchmal in den Fingern?

R.S.: Zwei, drei Male gab es ganz kurzfristige Termine, wo es schwierig geworden wäre; die habe ich übernommen, aber ich vermeide es lieber. Es wäre schade, wenn man viele Jahre ohne Beanstandung gedolmetscht hat und sich dann plötzlich wegen dieser hektischen Situation einen schlechten Ruf einhandelt. Das möchte man lieber nicht riskieren.

AIIC: Gibt es ein paar Situationen, die Sie schildern dürfen, ohne zu sehr aus dem Nähkästchen zu plaudern? Etwas, was so als Highlight in Ihrem Alltag vorkommt?

R.S.: Es ist jetzt – wie gesagt – das kleinteilige Geschäft. Wir sind ja grundsätzlich nicht nur der Dolmetschdienst für das AA, sondern auch fürs Bundeskanzleramt und fürs Bundespräsidialamt. Mengenmäßig der größte Kunde ist die Bundeskanzlerin. Also, das ist schon ein enormes Pensum, was da an Gesprächen läuft, die wir jeweils mit Dolmetschern bestücken müssen. Und das ist mitunter sehr, sehr kurzfristig. Wir hatten z.B. den Fall am Tag nach den US-Wahlen, da bekam ich einen Anruf aus dem Bundeskanzleramt: „ Herr Schmieger, wir brauchen einen Dolmetscher für ein Telefonat mit dem frisch gewählten US-Präsidenten“. Ich sagte: „Kein Problem, wann soll es denn sein?“. „Ja sofort, er ist schon in der Leitung!“ Das sind so die extremen Fälle. Oder auch die Situation, als wir für ein Telefonat mit der Kanzlerin binnen 10 Minuten einen Türkisch-Dolmetscher benötigten. Wir haben aber keine eigenen Türkisch-Dolmetscher. Es muss also ein Freiberufler sein. Das kann dann schon eng werden.

AIIC: Haben Sie für solche Fälle eine Liste von Dolmetschern, bei denen Sie genau wissen, die können in streng vertraulichen Situationen auch ad hoc eingesetzt werden?

R.S.: Ja, wir arbeiten da, wo wir es mit Freiberuflern zu tun haben, in der Regel mit Kollegen und Kolleginnen zusammen, mit denen wir schon seit vielen Jahren arbeiten. Von denen wir genau wissen, dass man sie bedenkenlos in jeder Situation einsetzen kann.

AIIC: Müssen diese Dolmetscher dann grundsätzlich auch sicherheitsüberprüft sein?

R.S.: Wir haben einzelne, die sicherheitsüberprüft werden. Gerade wenn es um Sprachen geht, deren Länder sehr empfindlich sind, da lassen wir die Kollegen mitunter auch überprüfen.

AIIC: Werden Sie auch nach „Feierabend“ belangt, müssen Sie dann auch zur Verfügung stehen?

R.S.: Ja, ich muss rund um die Uhr zur Verfügung stehen und davon wird auch ordentlich Gebrauch gemacht.

AIIC: Aber haben Sie nicht eine Art Schichtdienst, den Sie sich z.B. mit Ihrer Vertretung teilen?

Nein. Die Präsenz hier im Büro versuche ich in einem relativ geregelten Rahmen zu halten. Einfach ausgehend von der Überlegung, dass ich ja mobil sowieso ständig erreichbar bin. Unsere „Kunden“ wissen, wie sie mich finden, insofern sehe ich dann auch nicht die Notwendigkeit, jeden Tag 2 Stunden länger im Büro zu sitzen.

AIIC: Sie wechseln sich auch nicht ab mit Telefonbereitschaft?

R.S.: Grundsätzlich nicht. Normal mache ich dies selbst, es sei denn, ich bin in Urlaub oder man hat z.B. mal eine Konzertkarte für einen Abend. Dann spricht man sich vorher abUnd es ist ja auch nicht so, dass man ständig angerufen wird.

AIIC: Aber es könnte vorkommen… Wenn z.B. in Brüssel wieder eine Nachtsitzung mit der Kanzlerin stattfindet, kann es ja durchaus sein, dass Sie ganz ad hoc noch jemanden für einen Telefontermin organisieren müssen.

R.S.: Ja, es kann jederzeit unvorhergesehene Situationen geben. Wenn z.B. irgendwo ein Flugzeug abstürzt oder ein Busunfall auf dem Berliner Ring mit einem polnischen Bus passiert, tja, das sind so Situationen, in denen man oft sehr schnell reagieren muss. Oder ein koreanischer Raketentest, solche Dinge…

AIIC: Ein polnischer Bus verunglückt auf dem Berliner Ring, wieso müssen Sie da involviert werden?

R.S.: Das ist ja vor ein paar Jahren passiert und da ist kurzentschlossen der polnische Ministerpräsident nach Berlin gekommen, hat den Unfallort besucht und ist mit der Bundeskanzlerin zusammengetroffen. Das muss natürlich gedolmetscht werden.

AIIC: Unwägbarkeiten also, die unser Leben, auch auf dem freien Markt, recht interessant machen, aber bei Ihnen ja wohl noch mehr zuschlagen!

R.S.: Das ist auch meine Erfahrung mit den Freiberuflern: dass man wirklich zu jeder Tages- und Nachtzeit anrufen kann, die gehen immer ran, sind immer nett, und sehr, sehr kooperativ. Ebenso wie unsere amtseigenen Kolleginnen und Kollegen.

AIIC: Das ist schön zu hören, denn das zeichnet doch gerade auch die Freiberufler aus, dass da ein hoher Grad an Flexibilität vorhanden sein sollte.

R.S.: …in jeder Hinsicht, ja.

AIIC: Wie muss man sich die Kriterien für die Dolmetscher, die Sie einsetzen, vorstellen? Sind diese irgendwo festgehalten, was sind die Anforderungen, die Sie an die Kollegen stellen?

R.S.: Also, was von Dolmetschern auf höchster politischer Ebene erwartet wird, ist eigentlich klar. Zunächst natürlich die fachliche Qualifikation, die muss über allen Zweifel erhaben sein. Dann ist Flexibilität wichtig, und, sagen wir mal, bei unseren Kunden ist natürlich auch das Auftreten nicht unwichtig. Dass man eben weiß, wie man sich auf dem diplomatischen Parkett benimmt, wie man sich kleidet, das gehört natürlich auch mit zum Geschäft.

AIIC: Werden die Dolmetscher denn vom Protokoll etwas eingewiesen, wenn Sie sie erstmalig rekrutieren? Ich denke gerade so an die etwas exotischeren Sprachen…

Das kommt gelegentlich vor, dass man die Kollegen vorher nochmal zu einer Besprechung holt, das macht dann in der Regel nicht das Protokoll, sondern eher wir.

AIIC: Wenn Sie jemanden nun noch nicht vorher eingesetzt haben, brauchen Sie dann Referenzen oder wie gehen Sie vor, damit Sie wissen, wen Sie rekrutieren?

R.S.: Ja, das ist uns natürlich das Liebste, wenn jemand eine Referenz hat. Entweder – im Idealfall – von den eigenen Kolleginnen oder Kollegen im AA oder aber von Seiten, von denen man weiß, dass sie glaubwürdig sind. So ganz unbesehen arbeiten wir nicht einfach mit jemanden zusammen. Wir haben gelegentlich auch jüngere KollegInnen, die sich hier vorstellen, die also relativ frisch mit dem Studium fertig sind, sich in Berlin niederlassen und die dann sozusagen einfach mal den Namen in Umlauf bringen wollen. Teilweise hat es sich dann schon mal ergeben, dass wir ihnen anbieten, bei einer Konferenz in der stummen Kabine mitzumachen oder einfach mal in Kontakt zu kommen mit jemandem, der auf dem Markt hier etabliert ist. Es gibt ja auch Kollegen, die gerne Mentorenfunktionen übernehmen und wenn man dann irgendwann die Rückmeldung bekommt: „Ja, macht sich gut, könnte man allmählich einsetzen“, dann bin ich bestimmt der Letzte, der dagegen ist, den jungen Menschen auch mal eine Chance zu geben.

AIIC: Sie können ja nicht wirklich bei Ihren Anlässen jemanden einarbeiten…

R.S.: Genau, und in den meisten Sprachen kann ich ja selber auch nicht beurteilen, ob die Leute fähig sind oder nicht. Da bin ich auch auf Fremdurteile angewiesen.

AIIC: Die Verbandszugehörigkeit ist natürlich etwas, was uns besonders interessiert. Inwiefern ist das bei Ihnen wichtig?

R.S.: Also, das ist speziell dann für uns von Bedeutung, wenn wir große Konferenzen organisieren, bei denen wir nach anderen Prinzipien arbeiten als im Alltag. Normalerweise haben wir ja das bilaterale Geschäft, also Deutsch und die jeweilige Fremdsprache. Da haben wir Dolmetscher, mit denen wir seit langer Zeit zusammenarbeiten. Was wir seltener haben, das ist das klassische muttersprachliche Prinzip, das kommt dann eben beim großen Konferenzgeschäft vor, z.B. G7, G20, OSZE. Da machen wir dann das Übliche und arbeiten mit einer spanischen Kabine, englischen Kabine, usw. Da fehlen uns mitunter auch manchmal die Ansprechpartner. Wir kennen zwar viele von früheren Konferenzen, die können uns auch Kollegen weiterempfehlen, usw. Aber mitunter müssen wir dann auch suchen, und manchmal geht es um Sprachkombinationen, die nicht so häufig vorkommen, und da ist dann das Verzeichnis der AIIC von unschätzbarem Wert.

AIIC: Das freut uns zu hören! Und es gibt verbandsintern Pläne und Projekte, um die Dolmetscherorganisation nach dem Motto „alles aus einer Hand“ ein bisschen besser zu präsentieren. Das ist schon sehr sinnvoll. 

R.S.: In der Tat. Aber grundsätzlich behalten wir die Organisation hier schon in den eigenen Händen. Wir rekrutieren dann auch nicht nur nach dem Gesichtspunkt, wer welche Kombination abdeckt, sondern sind auch daran interessiert, dass wir eine gute Stimmung im Team haben. Das finde ich immer sehr wichtig. Man weiß dann, welches Team gut harmoniert und wie man sich abstimmt. Und wenn man die Leute gut kennt, dann kann man ja über alles sehr offen miteinander reden.

PR: Aber Sie haben vorhin etwas zum Thema bilaterale Veranstaltungen gesagt und meinten, dass bei bilateralen Veranstaltungen oder Terminen die Verbandsfrage nicht so vorrangig ist. Können Sie das noch ein wenig erläutern?

R.S.: Sagen wir mal so: Wir sind an etliche freiberufliche Kollegen dadurch gekommen, dass sie AIIC-Verbandsmitglieder sind. Dadurch sind wir auf sie aufmerksam geworden. Aber das ist für uns nicht das entscheidende Kriterium, dass wir sagen, wir arbeiten nur mit AIIC-Kolleginnen und -Kollegen zusammen. Für uns ist es wichtig, dass wir die Dolmetscher kennen, dass wir wissen, dass sie es können, dass wir uns auf sie verlassen können, und da schauen wir weniger auf das Mitgliedsbuch. Aber wir wissen natürlich, wenn wir neu suchen, dann ist das ein Qualitätssiegel gegenüber einem „unbeschriebenen Blatt“. Wir wissen, dass ein AIIC-Verbandsmitglied gewissen Standards genügt.


Lesen Sie hier den 2. Teil dieses Interviews!